Weihnachtsgruß von Superintendent Dirk Jonas
„Safe Place“ aus Heu und aus Stroh
Weihnachten 2024
von Superintendent Dirk Jonas, Evangelisch-lutherischer Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen
Kinder und Jugendliche sowie Mitarbeitende einer stationären Jugendhilfeeinrichtung, der ich seit
langem verbunden bin, beschäftigen sich kürzlich mit der Frage: Was ist „(m)ein sicherer Ort?“. Aus
der je eigenen Perspektive. Vor dem Hintergrund eigenen Erlebens.
Was brauche ich persönlich? Was brauchen wir gemeinsam, damit auch unser Arbeits- und
Lebensraum „Kinderheim“ ein (möglichst) sicherer Ort ist? Wird. Bleibt. So gut es eben geht. Nicht
himmlisch-ideal vollendet, sondern irdisch-real möglich. Ergebnis war eine kleine Ausstellung im
Dachgeschoss mit gemalten Bildern und kurzen Texten: „(M)ein sicherer Ort …“
„Mama. Best Friends. Papa.“ / „Freunde. Meine Geschwister. Spielzeug. Was zu essen. Geburtstag
feiern.“ / „Licht gibt mir Sicherheit, vor allem wenn es dunkel ist.“ / „Ein Ort an den ICH mich
zurückziehen kann. Man darf sich auch streiten. Meine Meinung sollte auch zählen; ich will nicht,
dass diese unterdrückt wird; auch Kinder können recht haben.“ / „Ein Dach über dem Kopf gibt mir
ein sicheres Gefühl.“/ „Licht ist toll, dann hat man alles im Blick.“ / „Hobbys (Basketball, malen).“
So viele Ideen zu „safe places“, sicheren Orten. Dabei ist für viele dieser Kinder und Jugendlichen oft
wenig „safe“, sondern zerbrochen. Viele von ihnen schreiben und malen nicht, „weil es gerade so ist“,
sondern aus einer tiefen, verletzten Sehnsucht heraus: „Ach, wäre es doch (wieder) so.“
Und auf einmal dachte ich an das bevorstehende Weihnachtsfest. Die Krippen in unseren Kirchen.
Zusammengezimmerte Holzlatten. Heu. Stroh. Ist die Krippe nicht auch ein „safe place“? Nicht, weil
gerade Friede ist, im Gegenteil. Weil Friede werden soll. Weil im Dunkel der Nacht der helle Schein
eines Sternes mehr zu sagen hatte als alle Dunkelheiten.
Die Krippe als sicherer Ort: für das Bündel Kind mit Namen Jesus damals. Ein „safe place“ nach seiner
Geburt und kurz vor seiner Flucht. Ein „safe place“ für den „saviour“, den Retter, Erlöser, Heiland. Die
Christus-Krippe als sicher Ort für dich und mich. Für die Geschundenen und Rastlosen unserer Tage,
die Gehetzten und Geflüchteten, die Schreihälse und Verstummten. Für die ganze Welt. Mit Platz für
jede Menschenangst und Sorge. Für kleine und große Belastungen, offene Fragen, eigene Schuld. Die
Krippe – Sinnbild für (m)einen sicheren Ort. Für (m)eine Beherbergung im Guten – inmitten von allem
Unguten, das sich um mich drängt.
Das wünsche ich dir, ob alt, ob jung: Die Weihnachtskrippe 2024 als (d)einen „safe place“, (d)einen
sicheren Ort. Ein Ort der Beherbergung im Guten. Friede sei mit dir!